24.11.2025
Wenn der Fuß Entlastung braucht: Der Fersensporn
© AI-generated
Die Füße in Training & Therapie, Teil 6
Unter dem Begriff Fersensporn versteht man gemeinhin einen schmerzhaften Zustand des Fußes. Dabei ist der Schmerz meist um den Rückfuß (Calcaneus/ Fersenbein) und die Fußsohle lokalisiert. Am Fersenbein setzen zwei wichtige sehnig, bindegewebige Strukturen an, die vor allem Bewegungsbelastungen zwischen Unterschenkel und Fuß übertragen und verteilen. Im hinteren Bereich der Fußsohle ist es die Plantarfaszie und im rückwärtigen Bereich des Fersenbeins die aus der Wadenmuskulatur verlaufende Achillessehne. Beide Stellen sind häufig in die Problematik Fersensporn involviert.
Oft wird irrtümlich angenommen, der Fersensporn entstehe erst, wenn die Schmerzen auftreten. Dabei ist die Ansatzstelle für diese Bandstrukturen immer schon vorhanden. Vielmehr ist unter dem akuten Auftreten eines „Fersensporns“ ein entzündlicher Zustand zu verstehen, der an einem der beiden Ansatzstellen auftritt. Werden hier ungewohnt hohe Kräfte übertragen, z.B. durch eine intensive Steigerung des Trainings (Belastungssteigerung oder Umfangsteigerung), kann es zu entzündlichen Reaktionen kommen. Hier wird dann zwischen einem „kranialen Fersensporn“ und einem „plantaren Fersensporn“ unterschieden. Bei der „kranialen“ Form ist die Achillessehne im Übergang zum Fersenbein (Calcaneus) betroffen. Der meist entzündlich bedingte Schmerz liegt also eher an der Rückseite der Ferse. Hingegen ist bei der „plantaren“ Form die Fußsohle und damit auch die Plantarfaszie entzündlich verändert und der Schmerzbereich ist damit auch an der Unterseite der Ferse zu finden.
Entstehung und Symptome
Ein Fersensporn ist ein relativ verbreitetes Phänomen – etwa 10 % der Menschen in Deutschland bekommen einen. Dabei entsteht der Fersensporn häufig durch Überlastung. Diese kann sowohl durch sportliche Aktivität (z.B. langes Joggen, neue Sportart), aber auch durch eine einmalige Überlastung im Alltag, wie z.B. bei ungewohntem Treppenlaufen beim Umzug, oder beim auf die Leiter steigen bei der Kirschernte, ausgelöst werden.
Es existieren auch Risikofaktoren, die das Entstehen eines Fersensporn durchaus begünstigen können. Dazu zählen unter anderem:
- ❯ Adipositas (BMI über 30)
- ❯ Verminderte/ verstärkte Ausprägung der Fußgewölbe (Längs- und Quergewölbe)
- ❯ Ungünstig hoher Muskeltonus der Oberschenkelrückseite und der Wadenmuskulatur
- ❯ Überwiegend stehender Beruf
- ❯ Intensive Laufsportarten.
Zugrunde liegt dem ganzen Geschehen entweder eine kleine Verletzung (sog. Mikrotrauma) mit entsprechender entzündlicher Reaktion des Gewebes, oder eine chronische Überlastung der beteiligten Strukturen mit entzündlich eingestelltem Zellmillieu.
Eine akute Entzündung aufgrund einer Verletzung (Mikrotrauma), kann nach etwa 7-12 Tagen wieder abklingen. In dieser Zeit sind schon leichte Bewegungsübungen möglich. Bereits am Ende einer Entzündungsphase ist es wichtig, dem Gewebe wieder gewebespezifische Belastungsreize zukommen zu lassen, um möglichst frühfunktionell erforderliche Anpassungsreaktionen auszulösen. So kann die Regeneration bestmöglich angekurbelt und im Verlauf unterstützt werden.
Schmerzvermeidungsverhalten hat Folgen
Meist bestehen die Symptome eines Fersensporns in einem lokalen Schmerz am Fuß und einer reduzierten Belastungstoleranz. Das dabei einsetzende gezielte Schmerzvermeidungsverhalten reduziert in der Folge die Kraftleistung der Fußmuskeln und mit der Zeit auch die Beweglichkeit der Fußgelenke. Nicht selten beginnt die Wadenmuskulatur nach wenigen Wochen der Schonung bereits mit Atrophie, einer Reduktion der Muskelmasse, zu reagieren.
Der Schmerz ist dabei, je nach beeinträchtigter Stelle, entweder an der Fußsohle oder an der Fersenrückseite zu finden. Diese Bereiche sind dann auch in der Folge deutlich druckempfindlich – auch bei unpassendem Schuhwerk. Bei einem plantaren Fersensporn treten die Schmerzen oft auch beim Gehen, also mit der Druckbelastung durch den Bodenkontakt auf. Bei einer chronischen Persistenz der Entzündungsreaktion kann sich diese auf die gesamte Fußsohlenfaszie ausweiten. Man spricht dann auch von einer sogenannten Plantarfasziitis.
Diagnostik und aktive Hilfe
Zunächst sollten Betroffene eine ärztliche Diagnostik veranlassen. Hier kommt der klinischen Untersuchung (Palpation und Funktionsdiagnostik) eine große Bedeutung zu. Bildgebende Verfahren sind in den frühen Phasen selten erforderlich. Von ärztlicher Seite erhalten sie nach der Untersuchung, bei der die beteiligten Strukturen lokalisiert werden, meist eine erste medikamentöse Hilfe, um eine bestehende Entzündung einzudämmen.
Behandlung durch Physiotherapie
Eine sinnvolle Erweiterung der Behandlung stellt dann die Physiotherapie dar. Hier wird, anhand der individuellen Symptomatik, ein Behandlungsplan erstellt, der die aktuell sinnvollen Behandlungsinterventionen enthält. Dazu zählen in erster Linie gezielte Bewegungsübungen, Muskeltraining (progressive und vor allem kontrollierte Belastungssteigerung) und Releasetechniken für das myofasziale Gewebe.
Unterstützend können auch Tapes angeklebt oder das Symptomgebiet mit einer Flossinganlage, zur Verbesserung des lokalen Stoffwechsels und der Regenerationsfähigkeit, versehen werden. Des Weiteren sind Ultraschallbehandlungen, Elektrotherapie oder auch Stoßwellentherapie eine mögliche Option, den bestehenden Beschwerden zu begegnen. Auch Schuheinlagen können anfangs dazu beitragen, die Belastung an den schmerzhaften Stellen zu reduzieren. Diese sollten jedoch keine Dauerlösungen werden, sondern müssen im Laufe des Trainings durch adäquate Übungen ersetzt werden.
Bewegung und Regeneration Bewegung sind bei diesen Veränderungen der wichtigste Baustein der Regeneration. Nur wenn der Körper gezielte Reize und eine individuell angepasste Belastungssteigerung erhält, kann er eine gezielte Regeneration und die erforderliche Umbauphase an den beteiligten Geweben einleiten.
Fazit
Ein gezieltes Krafttraining ist bei aktiviertem Fersensporn alternativlos. Zudem sind bei Veränderungen des Bindegewebes, wie es ein Fersensporn darstellt, auch aktive Übungen aus dem Bereich des Faszientrainings durchaus empfehlenswert. Die Trainingstools Faszienrolle und Flossband können hier eine echte Hilfe dabei sein und die Gewebe wieder elastischer und mobiler machen, was dazu beitragen kann, dass Schmerzen nachhaltig reduziert werden.
Kay Bartrow
‹ Zurück